Na wenn das kein Grund zum Feiern ist! Angefangen hat alles vor 10 Jahren mit den beiden Gemeinden Puchheim und Gröbenzell – bei München.

Die MiFaZ ist mit der Idee an den Start gegangen, ein speziell auf Pendler ausgerichtetes System zu entwickeln, um den Verkehr in Städten und Gemeinden zu reduzieren. In den zehn Jahren hat sich viel verändert. Von einem einfachen Forum ist die MiFaZ zu einem intelligenten System herangewachsen. Heute können Pendler aus einer Vielzahl an Angeboten und Gesuchen auswählen und auch Langstreckenfahrer finden bei der MiFaZ eine Mitfahrgelegenheit.  Neben Anschluss an die modernen Medien wie Blog, Twitter, Widget und Facebook-Seite ist die MiFaZ auch mobil optimiert abrufbar und es gibt eine MiFaZ-App für Android-Geräte.

Viele Kooperationen sind in den letzten Jahren entstanden, die jüngste Zusammenarbeit erfolgte mit dem Fraunhofer Institut am Projekt „immer Mobil“.
Heute zählen wir über 30 Landkreise in Bayern und Baden-Würrtemberg zu unseren Kunden. Über 23.000 Nutzer sind registriert und über 1.600 Tonnen CO2 bereits eingespart.

Als Inhaberin und Geschäftsführerin der MiFaZ möchte ich ein paar Einblicke hinter die Kulissen geben und ein persönliches Resümee zum Jahresende ziehen. Denn es wird zum neuen Jahr auch personelle Veränderungen geben.

Gestartet ist die MiFaZ 2001 als eine Idee, die es auf dem Markt noch nicht gab. Die erste Zeit habe ich die MiFaZ parallel zu meinem Studium entwickelt. Das bedeutete so manche durchprogrammierte Nächte. Ich war von der Idee der MiFaZ von Anfang an überzueugt und habe nach dem Studium ein interessantes Sellenangebot von Siemens ausgeschlagen, um mich vollständig der MiFaZ zu widmen. Wie bei vielen Start-Up Unternehmen gab es vor allem zur Anfangszeit lange Phasen in denen durchhalten angesagt war und vor allem – alles selber machen! Denn die MiFaZ hat bewusst nie Fördergelder beantragt. Nach und nach konnte ich dann die lästigen Dinge wie z.B. die Buchhaltung und später auch das Design outsourcen. Wenn ich mir heute das erste Design der MiFaZ ansehe – kann ich nur noch die Hände über den Kopf zusammenschlagen….

Damals waren wir noch eine GbR. Mein Geschäftspartner übernahm den Vertrieb und die Vermarktung und ich als Diplom-Informatikerin die Programmierung. Uns erging es wie vielen GbR – in einigen wichtigen Punkten wurden wir nicht so recht einig. Und da hieß es einen Schlussstrich ziehen: Entweder er macht weiter oder ich,hauptsache keine GbR mehr. Da er jobgebunden war und ich gerade mit dem Studium fertig und vollmotiviert, übernahm ich die MiFaZ vollständig. Die MiFaZ ist somit seit 2006 eine sog. Einzelunternehmung. Wenig später stieß ich dankbar auf Leute, die sich freiberuflich auf den Vertrieb konzentrierten, und ich hatte wieder mehr Freiraum für die Programmierung.

Die MiFaZ hatte von Anfang an mit einem grundsätzlichen Problem zu kämpfen. Denn in vielen Köpfen ist das Thema Mitfahrgelegenheiten immer noch mit dem studentischen Leben verknüpft. So hat sich mitfahrgelegenheit.de als klassische Mitfahrzentrale für einmalige Langstreckenfahrten auf dem Markt durchgesetzt (und hat daher auch mitfahrzentrale.de als zweitgrößten Betreiber aufkaufen können). Man kann immer wieder neue Mitfahr-Portale aus dem Boden schießen sehen, die mit Fördergeldern alles schnell aufbauen können, durchaus die eine oder andere nette neue Idee dabei haben, aber dann auch genauso schnell wieder verschwinden, da sie auf dem Markt die entsprechende Resonanz nicht erhalten.

Die MiFaZ war von Anfang an auf die Bedürfnisse von Berufpendlern ausgerichtet und hat damit im Gegensatz zu den klassischen  Mitfahrzentralen, bei denen es um lange Strecken und einmalige Fahrten geht einen ganz anderen Schwerpunkt. Wir können mit der MiFaZ viel mehr individuellen Bezug auf eine Region nehmen, als es eine klassische Mitfahrzentrale könnte. Z.B. durch die Aufnahme geeigneter Start- und Zielstandorte, wie Pendlerparkplätze, Schulen und Haltestellen usw. Jedoch ist so ein Pendlerportal immer noch ein Nischenprodukt, dass sich in den Köpfen der Bevölkerung noch nicht etabliert hat. Dies wirkt sich auch auf die Statistiken der MiFaZ aus, denn sie sind nicht so gut, wie sie sein könnten. Es sind durchaus Erfolge zu verzeichnen, doch insgesamt wird das Einsparpotenzial lange nicht ausgeschöpft. Auch andere Mitfahrzentralen, die sich ebenfalls auf den Pendlerverkehr spezialisiert haben (und da gibt es meines Erachtens nur noch einen relevanten Wettbewerber) haben genauso mit der Annahme ihres Angebotes zu kämpfen.

Die Ursachen sind eben nicht in der Technik zu suchen. Technisch sind wir anderen Portalen sogar z.B. um eine Korridorsuche voraus, d.h. entlang der gesamten Strecke wird gesucht, was zu deutlichen mehr Treffern bei einer Suchanfrage führt. Man kann jetzt noch monatelang weiter optimieren und Features einbauen. Und sicher kann man auch an der Bedienbarkeit noch vieles einfacher und schöner machen, aber wird das es sein, was sich wesentlich auf die Statistiken auswirkt? Wir denken, dass es vor allem ein Problem in den Köpfen der Bürger ist. Fahrgemeinschaften sind immer noch als etwas studentisches verankert und das macht mitfahrgelegenheit.de nicht umsonst so erfolgreich. Die Vorstellung, das dies auch als Berufstätiger für den täglichen Weg zur Arbeit etwas selbstverständliches sein könnte, hat sich einfach noch nicht durchgesetzt. Zur Arbeit wird alleine gefahren! Das kommt irgendwie kaum jemanden in den Sinn, da wen mitzunehmen. Für manche hat es auch etwas mit Status zu tun. Vielleicht müssen sich die Spritpreis erst verzehnfachen…

Es bisschen kann es auch daran liegen, dass es für viele Menschen zu umständlich ist, sich einzutragen. Vor allem die immer mehr üblichen flexiblen Arbeitszeiten machen die Fahrgemeinschaftenbildung schwierig. Daher gibt es die neuen Adhoc-Ansätze (jemanden spontan mitnehmen). Auch wir haben mit MiFaZ dazu unsere Ideen. (mehr über Adhoc gibt’s im nächsten Artikel)

Um also im Bewusstsein der Menschen etwas zu ändern,  einzupflanzen, dass zusammenfahren als erstrebenswert und cool angesehen wird, müsste man eine richtig große Marketing-Kampagne starten – z.B. Fernsehwerbung schalten und bekannte Persönlichkeiten (Dieter Bohlen?…) dazu bringen dahinter zu stehen, so dass gemeinsam fahren genauso selbstverständlich wird, wie “Tempo” ein Taschentuch ist…

Da das Haushaltsbudget überall immer knapper wird, kann ich es nicht verdenken, dass für Marketingmassnahmen seitens unserer Kunden kaum Spielraum ist. In unserem Budget ist es jedoch leider auch nicht drin. Was also tun? Ist es nicht irrwitzig, dass die primitivsten Anwendungen von alleine mehr Nutzer anziehen, als etwas so sinnvolles wie eine Mitfahrzentrale? Ich hatte z.B. einen Facebook-Geburtstagskalender entwickelt, der innerhalb Wochen mehr Nutzer hatte als die MiFaZ.

Sehr schwierig empfinde ich immer noch die Gratwanderung zwischen vielen Behörden, in denen der Internet Explorer 6 oft noch aktuell ist und die MiFaZ da funktionieren muss (Zitat: “ein Browser muss doch wenigstens 10 Jahre nutzbar sein”) versus Nutzerfeedbacks, die beinhalten, die MiFaZ-Technik sei schon hinter dem Mond. Für den einen ist es zu modern für den anderen zu alt, man kann es eben nicht jeden recht machen. Wie sagte schon Platon?:

„Ich kenne keinen sicheren Weg zum Erfolg, aber einen sicheren Weg zum Misserfolg: Es allen Recht machen zu wollen.“

Die MiFaZ hat bereits einen Programmierung-OutSourcing-Versuch nach Indien hinter sich. Mal abgesehen davon, dass der Indienbesuch für mich persönlich ein sehr spannendes Erlebnis war, war er für die MiFaZ nicht unbedingt eine Bereicherung. Es können eben nicht alle Inder grundsätzlich besser programmieren und ich verbrachte meine Zeit mit Kommunikationsverständnisproblemen und Anlernung eines frisch gebackenen Uni-Inders, der einfach keine Erfahrung hatte. Inder-Englisch wird übrigens umso schlechter verstehbar, je niedriger die Person in der strikten Hierarchie dort angesiedelt ist. Verwirrendstiftent für alle war sicher, dass ich mich als selber-Programmiererin und Geschäftsführerin auf 2 sehr unterschiedlichen Hierarchieebenen gleichzeitig befand. Ein Gutes hatte es: Wenn immer mal was nicht richtig funktioniert, können wir es auf Relikte aus der Inderzeit schieben 🙂

Persönlich werde ich mich aus der MiFaZ mehr zurückziehen. Nach 10 Jahren muss einfach mal etwas Neues in mein Leben kommen. Die Geschäftsführung übernimmt mit frischer Energie und neuen Ideen zum neuen Jahr mein Partner, Stefan Strobl

Ich wünsche allen erholsame Weihnachten und einen erfolgreichen Start ins Neue Jahr.

Herzlichst,

Begründerin und Geschäftsführerin
Inna Janssen